Adolf GlaSSbrenner I-a!
Ein Esel dacht: den schweren Sack Willst du nicht länger tragen; Er wurde hager, blaß und spack Und stöhnte und tät klagen; Jedoch, sobald der Müller da, So rief er bloß I-a, I-a!
Es ging ein Jahr ums andre hin: Der Esel mußte tragen; Doch trüb und trüber ward sein Sinn, Er tät erbärmlich klagen. Jedoch, wenn er den Müller sah, So rief er bloß I-a, I-a!
Doch endlich kommt er nicht mehr fort, Konnt’ nicht den Sack mehr tragen; Drauf gab er sich sein Ehrenwort, Sein Leiden laut zu klagen; Jedoch, als er den Müller sah, So rief er bloß I-a, I-a!
Er wurde alt, er wurde krank, Tät immer heft’ger klagen; Jedoch sein ganzes Lebelang Hat er den Sack getragen. Als sterbend er den Müller sah, Da röchelt er I-a, I-a!
In Stockau, Augs- und Lüneburg, In Kassel und in Wesel! Was einmal Esel durch und durch, Das ist und bleibt ein Esel! Was auch geschieht und was geschah, Der Esel schreit I-a, I-a!
(1844)
Heinrich Heine Die schlesischen Weber
Im düstern Auge keine Träne, Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne: »Deutschland, wir weben dein Leichentuch, Wir weben hinein den dreifachen Fluch – Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem Götzen, zu dem wir gebeten In Winterskälte und Hungersnöten; Wir haben vergebens gehofft und geharrt, Er hat uns geäfft, gefoppt und genarrt – Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen, Den unser Elend nicht konnte erweichen, Der den letzten Groschen von uns erpreßt Und uns wie Hunde erschießen läßt – Wir weben, wir weben!
Ein Fluch dem falschen Vaterlande, Wo nur gedeihen Schmach und Schande, Wo jede Blume früh geknickt, Wo Fäulnis und Moder den Wurm erqickt – Wir weben, wir weben!
Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht, Wir weben emsig Tag und Nacht – Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch, Wir weben hinein den dreifachen Fluch. Wir weben, wir weben!«
(1844)
Robert Eduard Prutz Der Minister
Alles um des Volkes willen! seht, ich lache selbst im stillen dieser Bibeln und Postillen und daß man so gläubig ist: Ich, für mich, bin Atheist! Doch das Volk, das Volk muß glauben! Glauben heißt der Talisman, dem die Erde untertan: Wir die Adler, sie die Tauben! Und das Volk, das Volk muß glauben, glauben – oder doch so tun.
Täglich in die Kirche laufen, himmlische Traktätchen kaufen und mit Jordanwasser taufen, samt dem christlichen Verein – Nun, für mich sind’s Faselein. Doch das Volk, das Volk muß beten! Denkt, o denkt nur den Skandal, wenn die Bürger auch einmal gottlos, wie der Adel täten! Nein, das Volk, das Volk muß beten, beten – oder doch so tun.
Ja, wenn ich es recht ermesse, kann vielleicht sogar die Presse für Beamte und Noblesse schon ein wenig freier sein. Aber für die andern? Nein! Nein fürwahr, das Volk muß schweigen. Wer gehorchen will, sei stumm; schweigend wird das Publikum stets sich am loyalsten zeigen: Drum das Volk, das Volk muß schweigen, schweigen – oder doch so tun.
(1842)
Robert Eduard Prutz Was wir wollen
Und mögen wir auch noch so klar von dem, was not tut, sagen, und mögen noch so offenbar der Freiheit Banner tragen: Ihr lacht uns doch ins Angesicht und zählt uns zu den Tollen, ihr denkt, wir wissen selber nicht, nicht völlig, was wir wollen.
So merkt denn auf! Das Vaterland soll fest zusammenhalten, vom Rhein bis an den Ostseestrand selbständig, unzerspalten; stets soll es vorwärts, vorwärts gehn, und ob die Donner rollen, auf eignen Füßen soll es stehn – das ist es, was wir wollen.
Wir wollen Fürsten, habet acht, die gern dem Volk vertrauen und die die Säulen ihrer Macht nur auf dem Recht erbauen; wir wollen Fürsten, die nicht gleich um ein paar Verse schmollen, an Schmeichlern arm, an Liebe reich – das ist es, was wir wollen.
Wir wollen Völker, kühn und stark, von keinem Joch gebogen, genährt von ihrer Vorzeit Mark, zu Knechten nicht erzogen; wir wollen Völker, die nicht bloß stets müssen und stets sollen, durch Krieg berühmt, durch Frieden groß – das ist es, was wir wollen.
Wir wolln Gesetze, kurz und rund, die klar und deutlich sprechen und die auch keines Königs Mund darf biegen oder brechen; wir wolln Gesetze, die dem Born des Lebens frisch entquollen, der Bösen Zaum, der Guten Sporn – das ist es, was wir wollen.
Wir wolln Minister (merkt’s, ihr Herrn!), mit oder ohne Ahnen, wenn sie nur dem Jahrhundert gern weit offne Straßen bahnen! Doch wem des Volkes Liebe fehlt, der soll vom Amt sich trollen, und ob er sechzehn Ahnen zählt – das ist es, was wir wollen.
Wir wollen freie Wissenschaft, zu lernen und zu lehren, und niemand soll des Denkers Kraft in ihrem Fluge wehren. Wir wollen, daß man nicht den Geist, den frischen, lebensvollen, nur Holz und Wasser tragen heißt – das ist es, was wir wollen.
Und dann mein ewig A und O, daß ich es nicht vergesse! Denn ohne das wird niemand froh – das ist die freie Presse; daß wir des Geistes Blüte nicht bei der Zensur verzollen, das dünkt uns Recht, das dünkt uns Pflicht – das ist es, was wir wollen.
Zuletzt noch eins, das ist ein Ton, bei dem die Herzen schlagen, er heißt, er heißt – ihr kennt ihn schon, ich darf ihn doch nicht sagen. Wer wagt das Wort? Wer nennt es hier? Fürwahr, ihr möchtet grollen: Doch gebt nur das, so haben wir, wir haben, was wir wollen.
(1842)
Herrmann Rollett Alarm
So greift nun zu den Waffen, ihr deutschen Mäner all!
Zu Frankfurt dort am Maine, da sitzen sie voll Trug
Wir wollen kühn erstürmen der Willkür hohen Wall.
Herbei zum heil’gen Kriege, was Schwerter tragen kann!
(1848)
Georg Weerth Bundeslied für den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein
You are many, they are
few.
Bet und arbeit! ruft die Welt,
(1863)
Georg Werth Das Hungerlied
Verehrter Herr und König,
(1844/45) |
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